Das “ausgewogene” Portfolio – wie weiter?
Eine der ältesten Anlagestrategien ist das 60/40 Portfolio, eine Mischung aus 60% Aktien und 40% Obligationen. Der Sinn dieses ausgewogenen...
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Blockchain Technologie war in den vergangenen Monaten als Technologie in aller Munde. Plötzlich interessierten sich Leute für die verteilte Datenbank genauso wie als mögliches, attraktives Investment für das eigene Portfolio. Einige vermuteten gar eine Art heiligen Gral hinter den Coins, welche scheinbar nur steigen konnten. Dass mit Terra Luna und dem Stablecoin UST gerade eines der grösstkapitalisierten Projekte kollabiert ist, mag zwar überraschen, schaut man aber in die Vergangenheit, ist es ebenso beruhigend zu sehen, dass es ähnliche Situationen bereits etliche Male gab.
Bevor wir eine Einordnung machen können, sollten wir erst einen Blick darauf werfen, was bei Terra Luna passiert ist. Terra Luna hat einen so genannten algorithmischen Stablecoin UST lanciert, welcher den Wert eines traditionellen US-Dollars 1:1 abbilden sollte. Anstelle diesen Coin, wie bei anderen Stablecoins mit Anleihen oder Geldmarktinstrumenten zu unterlegen, wählte man eine mathematische Anreizfunktion, welche das Gleichgewicht sicherstellen sollte.
Steigt beispielsweise die Nachfrage nach UST und wird zu einem höheren Preis als einem US-Dollar gehandelt, so kann man einen Luna Coin verbrennen und im Gegenwert dieses Luna Coins UST generieren. Diese kann man dann zum erwähnten höheren Marktpreis verkaufen. Durch diese Transaktion soll das Angebot erhöht und der Preis damit gesenkt werden. Handelt der UST dann umgekehrt unter einem US-Dollar, so kann man sich die günstigeren UST kaufen, diese verbrennen und erhält dafür im nominalen Gegenwert Luna.
Um die Attraktivität dieses Ökosystems für Anwender zu steigern, wurden in den vergangenen Wochen beispielsweise auf dem Anchor Protokoll, einer Art Sparbuch, Zinsen von um die 20% für das Hinterlegen von UST bezahlt. Was kurzfristig attraktiv erscheinen mochte, konnte aber mit den erzielten Protokoll Geldflüssen nicht langfristig finanziert werden. Das Vertrauen in das Ökosystem begann zu sinken.
Nachdem sich kontinuierlich Anleger von UST trennten und die Nachfrage nach dem UST einbrach, führte dies zu einem Preisverfall. Man hätte erwartet, dass Anleger die Gunst der Stunde nutzten, um UST unter einem US-Dollar zu erwerben und gegen Luna einzutauschen, doch viele Anleger hatten das Vertrauen verloren und wollten die Risiken mit dem UST nicht mehr eingehen. Entweder verkauften sie die verbleibenden UST direkt oder sie gaben sie zurück und generierten dafür Luna. Entsprechend wurde durch die Rückgabe die Anzahl Lunas im Umlauf erhöht, was zu einer erhöhten Inflation und damit einer Verwässerung des Luna Preises führte. Da niemand mehr bereit war, Risiken einzugehen und alle gleichzeitig zur Tür rannten, führte dies zur so genannten Todesspirale und einer Hyperinflation und einer Preisentwicklung gegen Null.
Was sich abgespielt hat, ist wohl am ehesten mit einem so genannten Bank Run zu vergleichen, wie ihn beispielsweise die Schweiz 1991 mit der Spar+Leihkasse Thun erlebte. Die Regionalbank hatte sich mit der Ausgabe von Krediten zu weit aus dem Fenster gelehnt, was eine Rückzahlung der Spareinlagen infrage stellte. Durch den Vertrauensentzug wollten sämtliche Kunden gleichzeitig ihre Guthaben zurückverlangen, was aufgrund der ausgegebenen Kredite und den Rückzahlungskonditionen nicht vereinbar war. Dies führte ebenso zu einem Kollaps, damals bei einer Bank, heute bei einem dezentralen Ökosystem.
Wie man in verschiedenen Foren lesen kann, haben viele ganze Ersparnisse in Terra Luna investiert – klar, 20% Zinsen tönen auch wirklich verlockend. Wie aber eigentlich jedem klar sein sollte, sind solche Geschäftsmodelle nicht nachhaltig und haben auch keine langfristige Erfolgschance. Offensichtlich konnte man mit Terra Luna verhältnismässig lange viel Geld verdienen, wer jedoch zu gierig wurde, der wurde abrupt zurück auf den Boden der Tatsachen geholt.
Eine weitere spannende Beobachtung konnte man hinsichtlich dem Vertrauensvotum der Community gegenüber anderen Stablecoins machen. Während der durch Vermögenswerte hinterlegte USD Tether (USDT), welcher sich kontinuierlich gegen einen transparenten Prüfbericht wehrt, in den vergangenen Tagen zum Teil arg ins Schwanken kam, funktionierten Stablecoins wie der geprüfte USDC oder der vollständige dezentrale und durch Ether hinterlegte LUSD trotz der Volatilität äusserst zuverlässig. Entsprechend wäre es auch nicht angemessen, sämtliche Stablecoins durch diesen Event in Verruf zu bringen. Der Untergang der Spar+Leihkasse Thun hat zwar die Regionalbankenwelt durchgeschüttelt, jedoch nicht von der Bildfläche verschwinden lassen. Ähnlich werden aber wohl auch Geschädigte des Terra Luna Kollapses vermutlich noch über Jahre dem Thema mit gewissem Ärger begegnen. Vermutlich ergeht es ihnen ähnlich wie all denjenigen, welche in das kürzlich kollabierte DAX-Unternehmen Wirecard investiert waren und dabei einen Teil ihrer Ersparnisse, respektive ihres Portfolios, verloren.
Innovation besteht nun mal nicht nur aus Erfolg, sondern auch aus Scheitern. Entsprechend sollte man seine Investitionen mit dem entsprechenden Risikomanagement verwalten und sein Portfolio wenn möglich breit diversifizieren. Dass es sich bei Blockchain um eine sich weiter entwickelnde und im Fortbestand gesicherte Technologie handelt, ist unserer Meinung nach unbestritten. Bis wir aber in der effizienten Massentauglichkeit der Anwendungsfälle sind, wird es aber vermutlich noch etliche Projekte geben, welche Scheitern werden.
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